News: Volvo wächst in China schneller als BMW und Audi

Wer hätte das gedacht? In China holt Volvo BMW & Audi ein! (Bild:© Volvo Sverige)
Der Plan, Volvo als Luxusmarke in China zu positionieren, scheint aufzugehen: Im ersten Halbjahr sind die Schweden schneller gewachsen als einige deutsche Konkurrenten. Der chinesische Eigner Geely hat mit der Marke noch viel vor.
Hamburg - Für Volvo-Chef Hakan Samuelsson war es eine erfreuliche Abkehr von der bisherigen Routine. Statt Mini-Zuwächsen konnte der schwedische Manager in dieser Woche deutliche Absatzsteigerungen und einen kleinen Gewinn melden. Im ersten Halbjahr erzielte der Autohersteller Volvo einen Nettogewinn von 535 Millionen schwedischen Kronen (58,4 Millionen Euro), wie Volvo gestern bekanntgab. Von Januar bis Juni 2013 hatte der Autobauer noch 778 Millionen Kronen (85 Millionen Euro) Verlust gemacht.
Weltweit stieg der Absatz in den ersten sechs Monaten um 9,5 Prozent auf 229.013 Fahrzeuge. Ein Ergebnis, das Samuelsson als "solide und ermutigend" bezeichnete. Besonders stark legte Volvo jedoch in China zu: Von Januar bis Juni verkaufte Volvo im weltgrößten Automarkt 38.555 Fahrzeuge - 34 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit scheint die Strategie des Volvo-Eigentümers Geely Früchte zu tragen. Als das chinesische Unternehmen den schwedischen Autohersteller Volvo vor vier Jahren übernahm, war bald die künftige Ausrichtung klar: Volvo sollte in China zur ernstzunehmenden Luxusmarke aufsteigen - und sich an Mercedes, BMW und Audi herantasten.
Mengenmäßig können es die Schweden jedoch mit den Deutschen nicht aufnehmen. Daimler lieferte im ersten Halbjahr 135.972 Fahrzeuge in China aus, um 38 Prozent mehr als im Jahr zuvor. BMWs Verkäufe in China stiegen um 23 Prozent auf 225.490 Einheiten, Audi legte in den ersten sechs Monaten um 18 Prozent auf 268.666 verkaufte Fahrzeuge zu.
Volvo wächst schneller als BMW und Audi - auf kleinerer Basis
Volvo spielt mit seinen knapp 40.000 verkauften Autos in China da eine Liga darunter - noch. Doch Volvos Wachstumsraten in China waren zuletzt fast so hoch wie jene von Daimler und lagen deutlich über den beiden anderen deutschen Konkurrenten. Das deutet darauf hin, dass Volvos Aufholjagd gelingt.
Samuelsson hat seine Prognose für das Gesamtjahr auch vorsichtig erhöht. Er rechnet nun mit einem Absatzwachstum von "nahezu zehn Prozent", bislang hatte er von "guten fünf Prozent" gesprochen.
In China wird Volvo weiterhin "schneller als der Markt" wachsen, meinte Samuelsson - wenn auch in einem etwas langsameren Tempo. In diesem Jahr will er knapp über 80.000 Fahrzeuge in China verkaufen. Auch das Geschäft in Westeuropa zieht an. Nur in den USA, einst Volvos wichtigster Markt, läuft es nicht rund. In diesem Jahr will Samuelsson seine US-Absatzzahlenstabil halten. Volvo stehe in den USA weiter vor "großen Herausforderungen," erklärte Samuelsson. Die größte ist wohl der Mangel an neuen, für Amerikaner attraktiven Modellen.
Doch das ändert sich in Kürze: In diesem Monat stellt Volvo seinen komplett überarbeiteten Groß-SUV XC90 vor - dem ersten Modell, das unter der Ägide von Geely entwickelt wurde. Der XC90 wartet innen mit einem großen Hochkant-Display, Schaltern aus Kristall und zahlreichen Sicherheitsfeatures auf. Das soll aber nicht nur Amerikanern gefallen - sondern auch Chinesen und Europäern.
Neuer SUV "muss einfach ein Hit werden"
Vom erfolgreichen Start des XC90 hängt für Volvo viel ab. "Das Auto muss einfach ein Hit werden", sagte Samuelsson vor kurzem. Denn der XC90 markiert den Start zu einer Reihe ehrgeiziger Projekte. So will Volvo ab kommenden Jahr Fahrzeuge aus seinen neuen chinesischen Werken exportieren. Auf der neuen XC90-Plattform sollen künftig mehrere Volvo-Modelle entstehen - etwa die neue Oberklasse-Limousine S90, die als nächstes auf den Markt kommt.
Der neue XC90 soll nicht nur die Lücke zu anderen Premiummarken schließen - er soll auch den Ruf der Marke Volvo wieder aufpolieren. Punkten will Volvo dabei mit skandinavischem Design und besonders ausgefeilten Sicherheitsmerkmalen. Einfach wird das für die Marke nicht. Denn die Budgets der Schweden für Forschung, Marketing und Markteinführungen sind kleiner als bei den großen deutschen Konkurrenten.
Mit Geely haben die Schweden aber immerhin einen solventen Geldgeber: Rund zehn Milliarden Dollar hat Geely seit 2010 in Volvo investiert. Ob das Geld richtig angelegt war, werden die kommenden Monate zeigen. Geht es nach Geely-Eigentümer Li Shufu, soll Volvo ab 2020 mehr als 800.000 Fahrzeuge pro Jahr verkaufen. Volvo-Chef Samuelsson kann solchen Zahlenvorgaben weniger abgewinnen. Wichtiger sei es "attraktive Autos" zu verkaufen, sagte er vor einigen Monaten.
Und auch in Deutschland will Samuelsson schon in diesem Jahr punkten. Den Marktanteil der Schwedenmarke will er hierzulande auf zwei Prozent verdoppeln. Angreifen will er in diesem Jahr vor allem Audi, weil den Ingolstädtern in diesem Jahr die ganz großen Neuheiten fehlen.

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