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Volvo baut das Auto, das VW gerne hätte! (Bild:©Die Welt) |
Håkan Samuelsson hat den neuen SUV XC 90
vorgestellt. Der Volvo-Chef setzt auf extra gehärteten Schwedenstahl und
macht den Wagen zu einem fahrenden Sicherheitsversprechen. An ihm hängt
Volvos Zukunft.
Der Mann hat mit Ex-Porsche- Boss Wendelin Wiedeking auf den
ersten Blick nichts gemein. Freundlich sowie kühl begrüßt der Schwede
Håkan Samuelsson seine Besucher, nordisch kühl eben.
Wenn der Volvo- Boss spricht, wirkt er wie festgeschraubt
auf seinem Platz. Der dünne , fast hagere, asketisch wirkende Manager
braucht keine Gesten, verzieht kaum eine Miene, wenn er sagt, was ihm
sehr wichtig ist. Da ist nichts von der barocken Lebenslust eines
Wiedeking, der überschäumenden Kraft – sowie dessen Über-, ja fast
schon Hochmut. Und doch gibt es bei diesen Männern viele Parallelen.
Beide sind fanatische Autofans, echte Car Guys. Beide haben
sich in der Autobranche einen Ruf als erfolgreiche Sanierer erarbeitet.
Und beide werden von einem übermächtigen Ehrgeiz getrieben. Der ging so
weit, dass Wiedeking als Porsche-Boss Volkswagen schlucken wollte sowie
Samuelsson als Boss des deutschen Lkw-Herstellers MAN den
schwedischen Rivalen Scania.
Mit ihren feindlichen Übernahmen sind der eine wie der
andere gescheitert – sowie damit maßgeblich an VW-Patriarch Ferdinand
Piëch. Doch während Wiedeking raus ist aus dem großen Autospiel, macht
Samuelsson weiter. Und als Lenker von Volvo hat er sicher einen der
schwersten Jobs im PS-Geschäft.
Der XC 90 ist ein fahrendes Sicherheitsversprechen
Diese Woche war eine entscheidende in der Karriere des Håkan
Samuelsson. Er hat in Stockholm das neueste Modell der Schweden
vorgestellt, den XC90. Das ist ein schwerer SUV, voll mit neuester
Technologie , aus extra gehärtetem Schwedenstahl, ein fahrendes
Sicherheitsversprechen. Der XC90 hat 7 Sitze, es ist ein Modell, das
man braucht, wenn man in den USA erfolgreich sein möchte . Ein Auto,
wie es Volkswagen gerne hätte.
Piëch hat Probleme mit VW in Nordamerika. Samuelsson mit
Volvo auch. Doch wer dauerhaft wachsen möchte in dieser Branche, muss
in den USA gut dabei sein. Entweder es klappt mit dem XC90 sowie das
sehr neue Auto schlägt außer in China auch in Amerika ein. Oder Volvo
hat ein Problem. Vermutlich ein existenzbedrohendes.
Volvo hat schwere Zeiten hinter sich – Verluste, Jobabbau.
Die Trennung von Ford war schmerzlich, Risiko sowie Chance zugleich.
Der Einstieg der Chinesen ebenso. Doch bisher läuft es ganz gut. Der
chinesische Eigentümer, der Geely-Konzern, mischt sich ins Geschäft der
Schweden gar nicht ein. Zunächst gar nicht . Man möchte das
Töchterchen päppeln.
Ab 2020 soll Volvo 800.000 Autos pro Jahr verkaufen
"Vielleicht möchten sie irgendwann eine Dividende",
sinniert Samuelsson. Und die technischen Entwicklungen der Schweden
abschöpfen. Irgendwann. Bis dahin muss Samuelsson die schwedische Marke
von der stabilen Seitenlage voll auf Erfolgskurs gebracht haben.
Die Pläne dafür hat er. 800.000 Autos pro Jahr soll Volvo
ab 2020 verkaufen, fast doppelt so viele wie bisher . 8 sehr neue
Modelle kommen bis dahin. Mit Kleinklein hält sich Samuelsson gar nicht
auf, das hat auch Wendelin Wiedeking nie getan. Und wenn der Schwede
über die Zukunft von Volvo spricht sowie die Herausforderungen, fällt
immer schon wieder ein Name: Audi.
"Man kann sehr viel lernen von der Konkurrenz, Audi hat
eine fantastische Reise hinter sich", sagt er. Audi ist heute neben
Porsche die Gewinnmaschine des VW-Konzerns, Ferdinand Piëch war mal
Audi- Boss . Samuelsson hat das Kapitel Deutschland noch gar nicht
abgehakt.
Zu diesem Land hat der 63-Jährige ohnehin eine ganz
besondere Beziehung. 4 Jahre war er Boss der MAN-Lastwagensparte, im
Jahr 2005 rückte er an die Konzernspitze auf. Wer heute mit seinen
früheren Mitarbeitern spricht, bekommt 2 Geschichten zu hören. Die
eine handelt von einem Mann, der stur sein konnte sowie seinen eigenen
Weg ging. Die andere von einem Manager, der dem Traditionsunternehmen
so etwas wie eine Seele gab.
Samuelsson reduzierte MAN auf das Kerngeschäft
Unbestritten ist, dass er den Lastwagenbauer grundlegend
verändert hat. In der Zeit vor Samuelsson war MAN ein
Gemischtwarenladen. Neben den Lastern gab es das Energie- sowie
Großmotorengeschäft, die Druckmaschinen – sowie sogar Weingüter.
Samuelsson liebt es übersichtlicher. Oder sagen wir:
geordneter. Der Manager stieß alles ab, was gar nicht Kerngeschäft
sein sollte. Die Gewerkschaft protestierte. "Stur wie ein Elch", sei der
Schwede gewesen, klagte ein Betriebsrat später.
Aber Samuelsson hat auch für ein ganz neues Klima bei MAN
gesorgt. Er ging in die Kantine sowie sprach auch dort vom ersten Tag
an Deutsch. Die Anordnung , in der Firmenzentrale im Münchener Norden
die Einzelzimmer durch Großraumbüros zu ersetzen, traf er mit.
Und ging mit gutem Beispiel voran. Sein Schreibtisch war
nur durch eine Glasscheibe vom Rest der Mannschaft getrennt. Als er am
23. November 2009 plötzlich zurücktrat, verabschiedete er sich von allen
200 Mitarbeitern in der Zentrale mit Handschlag. Einige hatten Tränen
in den Augen.
Schweinsbraten mit Knödeln sowie "Tatort"
Noch heute schwärmt Samuelsson von seinen Jahren in
Freistaat München . Schweinsbraten mit Knödel esse er nach wie vor
einmal im Monat, scherzte er einmal. Und die bayerische Landeshauptstadt
vermisse er wegen ihrer Herzlichkeit sowie der Art, wie unprätentiös
sich die Menschen dort in den Wirtshäusern begegnen.
Sein Deutsch ist noch heute fehlerlos. Er übe es, berichtet
er, indem er sich hin sowie schon wieder die "Tagesschau" sowie
den "Tatort" anschaue. Noch immer, so heißt es, soll er eine Wohnung in
Freistaat München besitzen.
Dabei hätte er doch allen Grund, verbittert zu sein.
Immerhin war es die deutsche Justiz, die ihn zum Austritt zwang. Die
Staatsanwaltschaft Freistaat München ermittelte gegen MAN wegen
massiver Korruptionsvorwürfe. Der Vorstand hatte gar nicht genug
unternommen, die Schmiergeldzahlungen zu verhindern. Der Druck auf
Samuelsson stieg. Schließlich trat er ab.
Netzwerke zu den Mächtigen zu pflegen, das scheint gar
nicht das Ding von Samuelsson zu sein. Große Auftritte auch gar nicht .
Er scheint sich wohler vor einem Glas Wein bei einem abendlichen
Gespräch zu fühlen. Da redet er dann gerne Tacheles.
Und manchmal ertappt er sich dabei, wie er Menschen in seinem Umfeld duzt – so wie es in Schweden üblich ist.
Quelle: Die Welt vom: 2014-08-31
Quelle: Die Welt vom: 2014-08-31
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