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Die Nachfrage nach dem neuen XC90 ist unglaublich groß. (Bild:©Volvo Cars) |
Über keine andere Marke debattieren die Besitzer im Verhältnis zur Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland so häufig und intensiv. Psychologie-Professor Rüdiger Hossiep und sein Team werten dazu seit 2007 die geposteten Beiträge im größten deutschen Autoforum Motortalk aus.
„Volvo-Fahrer schätzt die legendäre Haltbarkeit, das sozialverträgliche Image und die hohe Praktikabilität der Modelle", sagt Hossiep. Wichtig sei ihnen auch, sich abzugrenzen ohne dabei zu protzen. „Ein Selbständiger etwa sagt damit aus: „Ich bin keiner Dienstwagenvorschrift verpflichtet, ich suche mir mein Auto selbst aus." Das Maß der Leidenschaftlichkeit, mit der die Autofahrer den Diskurs führen, lässt weitere Rückschlüsse zu. „Der Index kann als Frühindikator für die Absatzentwicklung herangezogen werden“, beobachtet Hossiep anhand der Entwicklung der Vorjahre.
Für Volvo trifft dies voll zu. Die Modelle aus
Göteborg kommen von Jahr zu Jahr besser an. Besonders der neue
Geländewagen XC 90 findet reißenden Absatz. Aktuell müssen Käufer in
Deutschland gut drei Monate bis zur Auslieferung warten – der Ansturm
hat den Hersteller regelrecht überrollt. Den Verläufen im
Involvement-Index nach dürfen sich auch Jaguar, Seat und Skoda in
Zukunft über eine wachsende Fangemeinde freuen.
Jaguar
verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr gleich um acht Rangplätze.
Jaguar und Volvo stoßen in das Vakuum, dass Alfa Romeo, Saab
und die großen Franzosen in der oberen Mittelklasse hinterlassen haben,
so Hossiep. „Im Gegensatz zum Volvo, braucht es für einen Jaguar
allerdings Courage", erklärt der Psychologe, "denn der Fahrer betreibt
damit kein Understatement, sondern setzt ein Statement.“ Hossiep und
sein Team setzten sich intensiv mit der Typisierung von Autofahrern
auseinander.
Den größten Sprung im Ranking machte allerdings die VW-Tochter
Seat: 15 Plätze ging es für die Spanier nach oben. Damit katapultiert
sich die Marke, die vor allem für die Neuauflage des Leon viel Lob, vom
vorletzten Platz im vergangenen Jahr nun ins hintere Mittelfeld auf
Platz 20. "Die Marke bietet viel PS, zum günstigen Preis und dynamisch
verpackt. Das spricht vor allem junge Männer an", beobachtet der
Psychologe.
Auch Skoda – im vergangenen Jahr
noch auf dem letzten Platz – hat sich deutlich verbessert und steht nun
statt auf 36 auf Platz 27. „Die Skoda-Kundschaft ist in erster Linie
preis-, aber eben auch qualitätsbewusst. Dass unter der Skoda-Haube VW-Technologie
steckt, hat sich herumgesprochen." Den Sprung vom Schluss des Rankings
ans untere Drittel hat Skoda den viel beachteten neuen Modellen Superb
und Octavia zu verdanken.
Den relativ größten Verlust hat Porsche
erfahren. Der Rückgang erklärt sich zum Teil durch die stark
gestiegenen Zulassungszahlen, die mit der Zahl der Blog-Posts ins
Verhältnis gesetzt werden. Die Marke konnte zwar den 7. Rang halten,
doch der Vorsprung zum achtplatzierten VW schmilzt. Dass es die
Luxusmarke Porsche
"nur" auf Platz sieben schafft, verwundert auf den ersten Blick.
„Porsche bietet voll alltagstaugliche Sportwagen, für die man kein
Technik-Freak sein muss. Oft werden die Fahrzeuge nur wenig bewegt und
dienen dem Halter eher als Selbstergänzung der eigenen Persönlichkeit“,
erklärt Hossiep. Die Halter müssen und wollen sich also meist gar nicht
mit den technischen Spezifikationen ihrer Wagen auseinandersetzen.
Ähnlich hohe Involvement-Verluste wie Porsche muss auch Lancia
hinnehmen. Die Marke stürzt dadurch 10 Plätze ab. Das italienische
Fabrikat aus dem Hause Fiat-Chrysler hat damit die schlechteste Position seit 2007 eingefahren.
Auch der noch immer bankrotte schwedische
Hersteller Saab hat wiederholt Verluste im Involvement gezeigt, konnte
jedoch den 6. Platz in diesem Jahr noch halten. Hossiep: „Das ist umso
erstaunlicher, bedenkt man, dass Saab seit Jahren kein neues Modell
hervorgebracht hat.“ Der Involvement-Index gebe also ein besonders gutes
Bild über den Bestand an Altfahrzeugen und die langjährige Bindung der
Fahrer zu ihrer Marke.
Grundsätzlich
zeigen Käufer von Premiummarken eine stärkere emotionale Identifikation
mit der gefahrenen Marke. „Bei Mini haben wir den interessanten Effekt,
dass die Marke zwar als Kompaktpremium positioniert ist, es im
Involvement-Index aber nur ins Mittelfeld schafft." Hossiep führt das
auf die meist weibliche Käuferschaft zurück. "Die Frauen schätzen das
Auto zwar, identifizieren sich aber nicht mit der Marke. Es sind keine
„Petrol Girls“, keine Technik-Freaks, die sich in einem Forum
austauschen würden.“ Die Marke ist damit zwar wie andere Premiummarken
auch emotional aufgeladen, es gibt aber kein Involvement, kein
Engagement in Form von Blog-Einträgen.
Deutlich
verloren hat auch das „Anti-Statussymbol“ Dacia, welches im Ranking um 7
Plätze runtergerasselt ist (vom 15. auf den 22. Rangplatz) . Außer
Konkurrenz laufen die Involvement-Werte die Hossiep und Kollegen für den
kalifornischen Elektroautohersteller Tesla berechnet haben. Da 2014 in
Deutschland erst 1148 Teslas zugelassen waren, die Tesla-Fahrer aber
gern und viel über ihre Marke sprechen, hätte sich ein
Involvement-Index- Wert von 567,53 ergeben. Zum Vergleich: Der
erstplatzierte Volvo erreichte einen Wert von 6,71.
„Wir
haben uns deshalb – nach einiger Abwägung – dazu entschieden, die
Ergebnisse zu Tesla in diesem Jahr außer Konkurrenz vorzustellen und
nicht in der regulären Auflistung des Involvement-Indexes aufzuführen“,
erklärt Hossiep. Man werde die weitere Entwicklung verfolgen und im
nächsten Jahr vorstellen.
Die vollständigen Ergebnisse des Involvement-Index
Marke | Involvement 2015 | Involvement 2014 | Veränderung des Platzes | |
1 | Volvo | 6,71 | 5,91 | 0 |
2 | Audi | 4,22 | 4,39 | 0 |
3 | BMW | 3,63 | 3,53 | 0 |
4 | Mercedes | 2,55 | 2,26 | 1 |
5 | Land Rover | 2,39 | 2,53 | -1 |
6 | Saab | 1,75 | 1,99 | 0 |
7 | Porsche | 1,59 | 1,86 | 0 |
8 | VW | 1,31 | 1,14 | 1 |
9 | Opel | 1,20 | 1,35 | -1 |
10 | Jaguar | 0,93 | 0,50 | 8 |
11 | Ford | 0,78 | 0,87 | -1 |
12 | Smart | 0,70 | 0,63 | 0 |
13 | Lexus | 0,62 | 0,44 | 6 |
14 | Chrysler | 0,62 | 0,29 | 8 |
15 | Toyota | 0,61 | 0,61 | -1 |
16 | Honda | 0,61 | 0,77 | -5 |
17 | Alfa Romeo | 0,56 | 0,51 | 0 |
18 | Subaru | 0,52 | 0,59 | -2 |
19 | Jeep | 0,46 | 0,29 | 4 |
20 | Seat | 0,43 | 0,03 | 15 |
21 | Mini | 0,41 | 0,33 | 0 |
22 | Dacia | 0,39 | 0,60 | -7 |
23 | Lancia | 0,37 | 0,63 | -10 |
24 | Renault | 0,30 | 0,23 | 4 |
25 | Peugeot | 0,28 | 0,28 | -1 |
26 | Kia | 0,27 | 0,36 | -6 |
27 | Skoda | 0,26 | 0,02 | 9 |
28 | Citroën | 0,26 | 0,18 | 2 |
29 | Mazda | 0,24 | 0,22 | 0 |
30 | Hyundai | 0,21 | 0,24 | -5 |
31 | Fiat | 0,18 | 0,17 | 0 |
32 | Chevrolet | 0,15 | 0,24 | -6 |
33 | Mitsubishi | 0,14 | 0,23 | -6 |
34 | Suzuki | 0,13 | 0,15 | -2 |
35 | Daihatsu | 0,12 | 0,10 | -1 |
36 | Nissan | 0,08 | 0,10 | -3 |
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