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Volvo 142 ab 1967. (Bild:©Volvo Cars) |
Das Debüt des Volvo 140 hätte nicht spektakulärer sein können. Die neue Modellreihe wurde in vier skandinavischen Städten gleichzeitig enthüllt, vor 50 Jahren noch ein sensationelles Ereignis. Entsprechend gespannt warteten die Journalisten in Oslo, Kopenhagen und Helsinki auf das Volvo Spitzenmodell, von dem schon seit Jahren Gerüchte und Bilder einer getarnten Limousine mit dem Namen Mazuo durch die Medien geisterten. In Göteborg hatten sich sogar fast 400 Medienvertreter zur Vorstellung der viertürigen Limousine Volvo 144 versammelt, die als erste Karosserieversion zwei Tage später, also am 19. August 1966, in Produktion gehen sollte.
Außergewöhnlich waren die Probleme, die noch am Vorabend der Pressevorstellung in Göteborg gelöst werden mussten: Insgesamt drei Vorserienfahrzeuge des Volvo 144 wurden in Kisten verborgen per Kran in den Veranstaltungsraum befördert. Dies gerade als die Polizei einen Hinweis erhielt, dass sich zwei gesuchte Polizistenmörder im Publikum eines benachbarten Kinos befinden könnten. Als das Kino evakuiert werden musste, fiel es Volvo schwer, die Vorbereitungen für das Presseevent noch mit der notwendigen Geheimhaltung abzuschließen.
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Gunnar Engellau (links) und Svante Simonsson mit dem 1. Volvo 144 im Werk Torslanda im Jahre 1968. (Bild:©Volvo Cars) |
Neue Namen für die ersten Modelle im neuen Markendesign
Als
das Volvo Management mit Gunnar Engellau als CEO im Juni 1960 das
Lastenheft für das neue Projekt P660 - den späteren Volvo 140 -
beschloss, war der schwedische Hersteller dank der Modelle Volvo
PV444/PV544 und Volvo P120 Amazon bereits eine international etablierte
Marke. Die unter dem Code P660 entwickelte Baureihe sollte Volvo ab 1966
endgültig unter den globalen Volumenherstellern des Premiumsegments
etablieren, deshalb wurde der Volvo 140 nicht nur in dem erst zwei Jahre
zuvor eröffneten schwedischen Stammwerk Torslanda gebaut, sondern wenig
später zusätzlich im neuen Werk Gent in Belgien und auch in
Nordamerika. Das Lastenheft für den Volvo 140 sah außerdem vor, dass der
designierte Nachfolger des Volvo P120 Amazon wie sein Vorgänger
weltweit Maßstäbe in Qualität und Sicherheitstechnik setzen sollte.
Tatsächlich verfügte der Volvo 140 sogar über denselben Radstand wie der
Volvo P120 Amazon und auch der Volvo PV544, bot aber dennoch deutlich
mehr Raum und Komfort für vier bis fünf Passagiere.
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Volvo 142 Produktion 1968 im Werk Torslanda. (Bild:©Volvo Cars) |
Wie
schon der formvollendete Volvo P120 Amazon wurde auch der neue Volvo
140 unter dem legendären Volvo Chefdesigner Jan Wilsgaard entworfen.
Trotz einer vollkommen neuen Designsprache erinnert der Volvo 140 in
verschiedenen Details wie dem anfänglich zweigeteilten Kühlergrill, den
vertikalen Rückleuchten und einer kräftigen Schulterlinie unterhalb der
Fenster an den Volvo P120 Amazon. Vor allem aber gelang es Jan Wilsgaard
mit dem modern gezeichneten Volvo 144 ein neues, unverwechselbares
Markendesign zu kreieren, das entsprechend der Ideale der 1960er Jahre
der Funktion Vorrang einräumte. Dazu zählten das großzügig
dimensionierte Interieur ebenso wie großflächige Fenster. Zudem verfügte
der Volvo 140 über klare und saubere Linien, Merkmale, die ihn zum
ersten wichtigen automobilen Vertreter für skandinavisches Design
machten. Die kantig-klassischen Konturen des Volvo 140 zusammen mit dem
charakteristischen dritten Seitenfenster machten die Marke fortan für
Automobilfans wie für alle Laien sofort erkennbar.
Nicht
nur die Designsprache für den Volvo 140 war neu, auch die
Typenbezeichnungen wurden geändert. Die dreistelligen Typencodes
indizierten fortan mit der ersten Ziffer die Modellreihe, mit der
zweiten die Zylinderanzahl und mit der dritten die Zahl der Türen.
Effiziente Vierzylinder im Volvo 140 und repräsentative Sechszylinder im Volvo 160
Auf
den Serienstart des viertürigen Volvo 144 folgten im Frühjahr 1967 die
zweitürige Limousine Volvo 142 und zum Modelljahr 1968 der fünftürige
Kombi Volvo 145 mit damals rekordverdächtig großem, bis zu rund 1,90
Meter langem Laderaum. Abgerundet wurde das Modellprogramm Ende 1969
durch den fünftürigen Volvo 145 Express, der mit erhöhter Dachlinie ab
der B-Säule fast einen Meter Laderaumhöhe bot und vor allem als
Schnelltransporter beliebt war. Angetrieben wurden alle Volvo 140 von
Vierzylindern. Anfangs war es der berühmte 1,8-Liter-B18-Benziner aus
dem Volvo P120 Amazon mit 55 kW/75 PS oder 74 kW/100 PS in
Doppelvergaser-Spezifikation.
Zum
Modelljahr 1969 folgte der 2,0-Liter-B20-Benziner mit 60 kW/82 PS
bereits in der Basisversion. Beide Aggregate zählten zu den
langlebigsten Benzinern ihrer Ära und trugen so dazu bei, dass die auch
sonst auf maximale Lebenserwartung ausgelegten Volvo 140 vereinzelt in
Schweden bis heute im Alltagseinsatz sind. Zum Spitzenmodell mit
sofortigem Sammlerstatus brachte es der 1971 vorgestellte Volvo 142 GT,
dessen Einspritzmotor damals sportive 91 kW/124 PS leistete. Echte Racer
waren dagegen die Volvo 140, die bei Langstreckenrallyes starteten.
Aber
auch die Luxusklasse wollte Volvo wieder erobern und das mit einem
damals prestigeträchtigen Sechszylinder. So ging 1968 der Volvo 164 an
den Verkaufsstart mit 3,0-Liter-B30-Reihen-Sechszylinder unter
einer mächtigen Motorhaube und großem Grill. Ansonsten war der luxuriös
ausgestattete Volvo 164 aus dem Volvo 144 hervorgegangen, allerdings mit
um zehn Zentimeter auf 2,70 Meter vergrößertem Radstand. Vor allem auf
dem Heimatmarkt und in Nordamerika erzielten die repräsentativen
Limousinen beachtliche Erfolge.
Revolutionäre Sicherheitssysteme setzten neue Standards
Mit
einer Vielzahl neuer Sicherheitssysteme für den Volvo 140 bestätigte
Volvo seine Führungsrolle bei der passiven und aktiven
Fahrzeugsicherheit. So war die Karosserie des Volvo 140 außergewöhnlich
verwindungssteif und die neue Sicherheitsfahrgastzelle inkludierte
erstmals berechnete Knautschzonen vorne und hinten sowie einen
schützenden Überschlagkäfig. Dazu verfügte die Lenksäule des Volvo 140
über eine neuartige Sollbruchstelle, das Armaturenbrett war mit
Kunststoff gepolstert, die Türschlösser unfallsicher und die Ausstattung
mit serienmäßigen Dreipunkt-Sicherheitsgurten wurde ebenfalls
erweitert. Gab es doch im Volvo 140 nun auch Gurte für die Rücksitze.
Schutzeinrichtungen, die später ergänzt wurden durch
Sicherheits-Kopfstützen vorn und hinten sowie eine auffällige Warnlampe,
die bei Fahrten mit nicht angelegten Gurten aktiviert wurde. Nicht zu
vergessen weitere wichtige Sicherheitsfeatures, die bei den kommenden
Modellpflegen eingeführt wurden. Darunter der massive
Seitenaufprallschutz, kräftigere Stoßstangen, die Kollisionen bis fünf
km/h ohne bleibende Spuren überstanden und ein noch besser geschützter
Benzintank.
Verblüfft
war die Fachwelt auch über die vorbildliche Bremsanlage des Volvo 140.
Als erstes Fahrzeug der Schweden verfügte der Volvo über ein
Zweikreis-Bremssystem mit Scheibenbremsen vorn und hinten, bei dem beide
Bremskreise jeweils auf die zwei Vorderräder und ein Hinterrad wirkten.
So blieb selbst beim unwahrscheinlichen Ausfall eines kompletten
Bremskreises fast die gesamte Verzögerungskraft erhalten. Damit war die
Anlage nicht nur diagonalen Bremssystemen anderer Hersteller überlegen,
sie umfasste auch zwei Reduzierventile, die das Blockieren der
Hinterräder bei einer Vollbremsung verhinderten. Eine weitere
Sicherheitsmaßnahme, die Volvo als erster Hersteller einführte.
Keine
Überraschung, dass der Volvo 140 für seine Sicherheitstechniken und den
Insassenschutz mit zahlreichen Preisen geehrt wurde. Noch höher
ausgezeichnet wurde nur die 1974 eingeführte Weiterentwicklung Volvo
240, die zwei Jahre später von der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA
zum Referenzfahrzeug ihrer Sicherheitsforschung ernannt wurde.
Safety sells: Der Volvo 140 wurde Schwedens erster Millionenseller
Als
im Sommer 1974 der letzte Volvo 140 vom Band lief, konstatierte die
Produktionsstatistik insgesamt 1.251.371 Einheiten dieser Baureihe.
Damit war der Volvo 140 der bis dahin meistgebaute Volvo aller Zeiten
und erster Millionenseller der schwedischen Marke. Auch in Deutschland
führte der mit Slogans wie „Sicherheit aus Schwedenstahl“ und
„Sicherheit ist durch nichts zu ersetzen“ beworbene Volvo 140 die
schwedische Marke zu großen Verkaufserfolgen. So betrugen die deutschen
Volvo Zulassungszahlen von 1973 das Sechsfache der Volvo
Jahresverkaufszahlen von 1967.
Noch
beliebter als der Volvo 140 ist bis heute nur der Volvo 240, der 1974
wesentliche Bauteile des Volvo 140 übernahm und von dem bis 1993
weltweit rund 2,8 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert wurden.
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(Bild:©Volvo Cars) |
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