XC90 Produktion im Werk Torslanda in Schweden. (Bild:© Volvo) |
SvD Näringsliv (schwedische Zeitschrift) deckt auf, daß Volvo die Produktion des aktuellen XC90-Modell im Sommer niederlegt, was bedeutet, daß es über ein halbes Jahr dauert, bis der neue XC90 im nächsten Jahr kommt.
Diese Information bekam die Zeitschrift von einer
Quelle mit sehr gutem Einblick in Volvo PV. Hintergrund dieses
Beschlusses ist, daß die Ausrüstung nach China verschifft werden
muß – was aus einer anderen Quelle bekannt wurde.
Auf dem Genfer Salon hat Volvo sein drittes und letztes Konzeptauto gezeigt, das den
Weg bereiten soll für das wichtige neue große SUV-Modell XC90 –
das ab Ende Januar nächstes Jahr produziert werden soll. Aber das
bedeutet weitere 7 Monate Zeit bis der neue XC90 auf den Markt kommt,
was schlecht für Volvo ist, die darum kämpfen, langsam ihre
Verkaufszahlen zu steigern, speziell in den USA, wo der alte XC90
wichtig war.
Ein Reporter rief Volvo PV-Pressesprecher Stefan
Elfström an.
- Wir beenden die Produktion des XC90 Mitte diesen Jahres, logischerweise zusammen mit Beginn der Sommerferien, bestätigt Stefan Elfström.
Aber der neue XC90 wird erst ab Woche 5
nächsten Jahres produziert. Da bleibt eine Lücke von 7 Monaten?
- Ja, so gesehen bleibt da eine Lücke, sagt Stefan Elfström und bittet darum, später mit näheren (detailierteren) Informationen darauf zurückkommen zu dürfen.
Stefan Elfström meldet sich 10 Minuten
später. Nun deutlich vorsichtiger und vage.
- Wir wollen die Lücke so klein wir möglich halten. Die Produktion wird irgendwann in der zweiten Jahreshälfte eingestellt, aber wir können den XC 90 mindestens bis Neujahr anbieten, sagt er.
Aber Sie haben eben gesagt, die Produktion endet im Sommer
zusammen mit den Sommerferien?
- Das ist das, was wir sagen können, deutlicher kann ich nicht werden. Leider, sagt er.
Die Sache ist ziemlich sensibel. Auf
dem heutigen Automarkt werden im Prinzip alle Neuwagen direkt vom
Endverbraucher gekauft – welcher beim Händler sitzt,
Ausrüstungslisten ankreuzt und seinen Wagen bestellt, der dann
hergestellt wird. So ähnlich, wie man Samstagabend im Restaurant
sein Essen bestellt. Wenn die XC90-Produktion so zeitig im Sommer
aufhört, bedeutet das einen Abbruch im Verkauf, auch wenn Volvo sich
ein gewisses Lager an Fahrzeugen aufbaut.
Volvo PV bewegt sich auf einer
Nulllinie und der XC90 ist kein so unwichtiges Modell. Es wurden zwar
keine 85000 Autos verkauft, wie in den Jahren 2005-2006, aber im
vergangenen Jahr wurden noch 23748 Modelle verkauft – obwohl der
XC90 lange nicht erneuert wurde und das Modell schon 12 Jahre alt
ist.
Es gibt eine wahrscheinliche Erklärung
dafür, wie Volvo in diese ungünstige sensible Lage geraten ist: Die
Produktionsausrüstung wird in China gebraucht und gerade jetzt wird
der Produktionsstart in der nordchinesischen Stadt Daqing vorbereitet
– die 37% von Volvo PV besitzt, seit Geelys Kauf 2010. Die Stadt
Daqing zu bitten, sich am Kauf zu beteiligen, war nämlich die
einzige Möglichkeit für Haupteigner Li Shufu, das Geld
zusammenzubekommen. Nach mehreren Quellen hatte die Stadt Daqing von
Anfang an zur Bedingung gemacht, lokaler Produktionsstandort zu
werden.
Die lokalen Eigner in Daqing wurden
immer unruhiger und ihr Nachfragen immer bedrängender für die
Volvoleitung, die eigentlich nie eine Fabrik in Daqing wollten. Aber
momentan arbeitet man daran, mit der alten XC90 Produtionsausrüstung,
die Fabrik zur Produktion vorzubereiten.
- Das einzige, was wir sagen können, ist, daß die Produktion in Daqing im späteren Jahr 2014 beginnen wird, sagt Stefan Elfström und schweigt über Details, trotz hartnäckiger Fragen.
Der Volvo XC90 ist der letzte Volvo auf
der sogenannten P2-Plattform, die vor 2 Jahren von Geely für 590
Millionen Kronen gekauft wurde, was Volvo wenigstens auf ein
Nullresultat des Jahres rettete.
Der Grund, warum Geely genau diese
Plattform kaufte war, daß das die Einzige war, die Volvo wirklich
gehörte. Sie wurde entwickelt, bevor Ford 1999 ins Bild kam (auf
derselben Plattform wurde nämlich der alte Volvo V70, S60 und S80
gebaut, die etwa im Jahr 2000 kamen). Die Volvos die danach kamen
wurden zusammen mit Ford entwickelt, die nicht bereit sind, auch nur
eine einzige Schraube nach China zu geben.
Die letzte Zutat in diesem Spiel ist,
daß Volvo, wie andere Westhersteller in China, in ein Joint Venture gezwungen wird, mit
dem man eine neue chinesische Automarke ins Leben rufen kann, die
zwischen Geely und Volvo positioniert sein soll und in der man alte
Westtechnik verwenden kann. Das geschieht unter anderem darum, um die
begehrten Lizenzen für die Autos aus Volvos neuen Fabriken in
Chengdu und Daqing verwenden zu können.
Volvo balansiert auf einer Nullinie und
hat zu wenig Volumen, um ordentlich Gewinn machen zu können. Voriges
Jahr hat Volvo 440000 Autos verkauft – in diesem Jahr rechnet VD
Håkan Samuelsson mit
einer Steigerung, aber das Jahr hat nicht gut begonnen. Volvo PVs
Verkaufszahlen in Europa sind um 0,8% gesunken, auf einem Markt, der
einen Zuwachs von 5,5% hat. Der europäische Markt ist wichtig für
Volvo und im letzten Jahr hat man gut die Hälfte der Autos in Europa
verkauft – rund 226000 von 428000. Total stieg der Verkauf mit 2,6%
im Januar, dank Schweden und China. Die größten Kopfschmerzen
bereitet Volvo die USA. Im letzten Jahr sank da der Verkauf um 10%.
Das ist schlimm, weil die geringe Zahl verkaufter Autos – 61000 im
letzten Jahr – es schwierig macht, das große Händlernetz aufrecht
zu erhalten. Nun werden intern noch einmal alle Kräfte in den USA
mobilisiert, denn der XC90 hat da seinen größten Markt und soll
verkauft werden. Den 3,2 Liter-Benzin-Sechszylinder gibt es ab 39700
Dollar. Aber auch nicht mehr lange ...
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