40 Jahre Volvo 240/260: Eine schwedische Ikone (Bild:© Volvo Sverige Archiv) |
Es war ein Jahr der Sensationen für Schweden. Im Frühling
1974 gewann ABBA mit dem Chartbreaker „Waterloo“ den Eurovision Song
Contest, dann stürmte der erst 18-jährige Nachwuchsstar Björn Borg die
Tennis-Weltrangliste. Schlagzeilen machte bei seiner Pressevorstellung
auch der Volvo 240 in der mittelschwedischen Kleinstadt Borlänge. Dort
erwarteten die Journalisten zahlreiche in auffälligem Orange lackierte
Volvo 244 GL – und mit 70er Jahre typischen orangefarbenen Interieur.
Während der insgesamt 19-jährigen Produktionszeit wurden
2.685.171 Einheiten des Volvo 240 ausgeliefert. Hinzu kamen 177.402
Oberklassemodelle Volvo 260, zusammengenommen also 2.862.573 Fahrzeuge.
Ein Ergebnis, das bisher keine andere Volvo Baureihe übertroffen hat.
Einzigartig ist auch, dass der Volvo 240 sogar seinen eigenen Nachfolger
– den 1982 eingeführten Volvo 740 – um ein Jahr überlebt hat.
Referenzmodelle für Sicherheitsforschung und Nachhaltigkeit
Der Volvo 2014 war eine Weiterentwicklung der 140er
Baureihe. Besonders die vorwölbende Frontpartie mit den großen, dunklen
Kunststoffstoßfängern unterschied sich deutlich und war von dem
Sicherheit-Concept-Car VESC inspiriert. Stattliche 13 Zentimeter hatte
der Volvo 240 so gegenüber seinem Vorgänger Volvo 140 in der Länge
zugelegt. Innen zeigte er sich mit neuartigen, gitterartigen
Kopfstützen.
Tatsächlich setzte der Volvo 240 neue Standards beim
Insassenschutz, wie auch die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA
bestätigte, die diesen Volvo im Jahr 1976 zur Referenzbaureihe für ihre
Sicherheitsforschung wählte. Fast über seine ganze Bauzeit blieb der
Volvo 240 Benchmark beim Insassenschutz. So bezeichnete das
amerikanische Versicherungsinstitut IIHS noch 1993 den Volvo 240 als
Fahrzeug mit den wenigsten Unfällen mit Todesfolge unter den in den USA
von 1988 bis 1992 verkauften Fahrzeugen.
Auch bei der Reduzierung schädlicher Emissionen übernahm
der Volvo 240 im Herbst 1976 eine Pionierrolle. Damals lieferte Volvo
die weltweit ersten Limousinen und Kombis mit geregeltem
Drei-Wege-Katalysator und Lambdasonde nach Kalifornien und unterschritt
damit die dort geltenden, global strengsten Emissionswerte nochmals
deutlich. Dank der Lambdasonde konnte der Katalysator 90 Prozent der
schädlichen Substanzen eliminieren. Für diese Vorreiterrolle in puncto
Nachhaltigkeit wurde Volvo mehrfach ausgezeichnet. In Deutschland führte
Volvo zum Modelljahr 1986 als einer der ersten Hersteller serienmäßig
den Drei-Wege-Katalysator ein.
Meilensteine des Motorenbaus
Neu war bei den Modellen der Volvo 240/260-Baureihe auch
das moderne Fahrwerkslayout mit McPherson-Federbeinen, noch bedeutender
war jedoch der Sprung in die Zukunft bei den Antriebsaggregaten. Zwar
blieb der bekannte B20-Vierzylinder vorübergehend für die Basisversionen
des Volvo 240 im Angebot, Volumentriebwerk wurde jedoch die neu
entwickelte B21-Maschine, die es in verschiedenen Versionen als
Vergaser- und Einspritz-Vierzylinder gab. Später kamen die größeren
B23-Motoren hinzu, vor allem aber Turboversionen, die den geräumigen
Volvo 245 vorübergehend zum schnellsten Kombi der Welt machten. 113 kW
(154 PS) beschleunigten den ersten Laderiesen mit Turbo-Benziner in 8,9
Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.
Dagegen startete der zweitürige Volvo 240 Turbo erfolgreich
bei internationalen Tourenwagenrennen. Die beiden wichtigsten Titel
gewann der Turbo im Jahre 1985: Mit den beiden Piloten Gianfranco
Brancatelli und Thomas Lindström gewann der Volvo die Europäische
Tourenwagen Meisterschaft, mit Per Stureson die Fahrerwertung der
Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM).
Deutlich früher als die Konkurrenz präsentierte Volvo auf
dem Pariser Salon 1978 den ersten Sechszylinder-Diesel-Motor für
Limousinen und Kombis. Im großen Volvo 240 Kombi glänzte der kultivierte
und in Kooperation mit VW entwickelte Selbstzünder mit einem
DIN-Verbrauch von nur 6,9 Litern bei 90 km/h.
Bei den V6-Benzinern begann bei Volvo schon im Oktober 1974
eine neue Ära. Äußerlich differenzierten sich die exklusiv
ausgestatteten Oberklasse-Modelle der Volvo 260 Reihe vor allem durch
den repräsentativen Kühlergrill von der Volvo 240 Serie. Unter der
mächtigen Haube des Volvo 260 arbeitete jedoch ein gemeinsam von Volvo,
Peugeot und Renault entwickelter 2,7-Liter-V6 mit anfangs 103 kW (140
PS) Leistung. Ein Triebwerk, das den Volvo 265 zu einem der ersten
europäischen Sechszylinder-Kombis aufsteigen ließ. Dieses Aggregat fand
auch seinen Einsatz in einem extravaganten Coupé. 6.622 Volvo 262 C
baute die italienische Firma Bertone von 1977 bis 1981. Bis zu 70
Zentimeter länger waren die Modelle Volvo 264TE – eine luxuriöse
Limousine – und 245T – ein extra großer Kombi für die Beförderung von
Schulkindern. Als einer der wenigen Wagen aus westlicher Produktion
schaffte es der Volvo 244 DLS in die DDR. Die auf 1.000 Einheiten
limitierte Sonderedition basierte auf dem 244 DL des Modelljahres 1978,
jedoch mit der Front des Volvo 264. Innerhalb weniger Tage sollen die
für 42.800 DDR-Mark angebotenen Fahrzeuge ausverkauft gewesen sein.
Legendärer Langstreckenläufer mit Kultcharakter
Sammlerstatus als lebende Legende besaß der durch
regelmäßige Modellpflegemaßnahmen aufgefrischte Volvo 240 schon lange
vor seiner offiziellen Einstellung am 5. Mai 1993. An jenem Tag lief im
Stammwerk Torslanda – zwischenzeitlich wurde der Volvo 240 auch in den
Volvo Werken Kalmar (Schweden) und Gent (Belgien) gebaut – das letzte
Fahrzeug vom Band. Im Rahmen einer kleiner Feier übergab Volvo CEO Pehr
Gyllenhammar den Schlüssel für diesen allerletzten Volvo 240 Kombi an
seine schwedische Besitzerin: „Wir bauten das sicherste Auto der Welt,
ein Fahrzeug mit einem der besten Preis-Leistungs-Verhältnisse und ein
Fahrzeug, das bereits heute eine lebende Legende ist und dies in den
kommenden Jahren noch mehr sein wird.“
Tatsächlich steigen die Liebhaberpreise für gut erhaltene
Volvo 240 längst an, wobei die Turbo-Modelle besonders begehrt sind. Die
Teileversorgung ist weitgehend gesichert, zumal viele Teile noch über
Volvo verfügbar sind und das Angebot neu produzierter Teile ständig
ausgebaut wird.
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