Team SCA lässt mit fast 48 Minuten Vorsprung alle Kritiker verstummen. (Bild:©Volvo Cars) |
Mit 647 Seemeilen (1.198 Kilometern) war die achte Etappe
zwar das kürzeste, aber nicht unbedingt das einfachste Teilstück des
diesjährigen Volvo Ocean Race. Von Lissabon führte die Route zunächst
nordwärts an der portugiesischen Westküste entlang, wo traditionell eher
träge Windbedingungen herrschen. Die Teams, die mit der Rückkehr von
Vestas Wind nun wieder zu siebt sind, bewegten sich – im wahrsten Sinne
des Wortes – auf Augenhöhe. „Windwärts segeln ist wie die Fahrt auf
einer vielbefahrenen, zweispurigen Autobahn: Entweder reihst du dich
hinter dem Vorausfahrenden ein oder du nutzt eine der wenigen Lücken und
biegst auf die Überholspur“, beschreibt Matt Knighton,
On-Board-Reporter von Abu Dhabi Ocean Racing, die Situation.
Doch es war die Ruhe vor dem Sturm: Zunächst mussten die
Teams das berüchtigte Kap Finisterre passieren, eine Landzunge Spaniens
mit hohem Schiffsverkehr und ganz eigenen meteorologischen Bedingungen.
Dann wartete der Golf von Biskaya. Die Bucht des Atlantischen Ozeans,
die sich von Galicien bis zur Bretagne entlang der Nordküste Spaniens
und der Westküste Frankreichs erstreckt, ist für mindestens ebenso so
schlechtes Wetter, starke Stürme und extremen Seegang bekannt. So
wechselten sich diesmal ruhige Phasen inklusive Sonnenschein mit
Windstärken von 40 Knoten und bis zu acht Meter hohen Wellen ab.
Für die Crews bedeutete das: extremer Schlafentzug. Nicht
nur Team SCA musste beispielsweise um 3.34 Uhr mit versammelter
Mannschaft an Deck antreten, die Mitglieder aller Teams mussten in
tiefster Nacht auf die geänderten Windbedingungen reagieren – vor allem
da selbst am dritten Tag auf See gerade mal 26 Meilen zwischen der erst-
und siebtplatzierten Volvo Ocean 65 Yacht lagen. Ein falsches oder zu
spätes Manöver konnte da über Sieg und Niederlage entscheiden. Das Team
SCA hat mit seiner geballten Frauen-Power alles richtig gemacht und nach
drei Tagen, 13 Stunden, elf Minuten und elf Sekunden als Erstes den
Hafen von Lorient erreicht. Team Vestas Wind folgte rund 48 Minuten
später vor Abu Dhabi Ocean Racing. Durch das Abschneiden der härtesten
Konkurrenten – dem Team Brunel auf Platz fünf und dem Dongfeng Race Team
auf Platz sieben, nachdem es auf der Etappe zuvor schon einen
Strafpunkt kassiert hatte – ist die unter Flagge Abu Dhabis segelnde
Crew eigentlich nicht mehr vom ersten Platz in der Gesamtwertung zu
verdrängen.
Die neunte und letzte Etappe des Volvo Ocean Race 2014/2015
Das Hafenrennen am 14. Juni in Lorient läutet das spannende
Finale des Volvo Ocean Race ein. Zwei Tage später starten die sieben
Yachten auf die neunte und letzte Etappe ins schwedische Göteborg. Auf
die Flotte warten schwierige Gezeiten, felsige Küstengebiete und von
Menschenhand geschaffene Hindernisse wie Offshore-Windparks und hoher
Schiffverkehr. Denn die 960 Seemeilen (1.778 Kilometer) lange Strecke
führt durch den vielbefahrenen Ärmelkanal. Um gestärkt in den Endspurt
gehen zu können, wird im niederländischen Den Haag ein 24-stündiger
Zwischenstopp eingelegt, der zugleich ein zusätzliches Spannungsmoment
ins Spiel bringt: Wenn die Teams am 20. Juni weiterfahren, können sich
die Wind- und Wetterbedingungen nochmals verändert haben.
Bei der Ankunft in der Heimat des schwedischen
Automobilherstellers Volvo, dem Namensgeber und Sponsor der härtesten
Segelregatta der Welt ist, werden die Boote in neun Monaten 38.739
Seemeilen zurückgelegt und dabei elf Häfen in allen sieben Kontinenten
angelaufen haben.
Die Ergebnisse der achten Etappe von Lissabon nach Lorient im Überblick:
Platzierung | Team | Zeit | Punkte |
1. | Team SCA | 3 T., 13:11:11 | 1 |
2. | Team Vestas Wind | 3 T., 13:59:38 | 2 |
3. | Abu Dhabi Ocean Racing | 3 T., 14:05:17 | 3 |
4. | MAPFRE | 3 T., 14:09:51 | 4 |
5. | Team Brunel | 3 T. ;14:18:17 | 5 |
6. | Team Alvimedica | 3 T., 14:22:11 | 6 |
7. | Dongfeng Race Team | 3 T., 14:37:46 | 7 |
Die aktuelle Gesamtwertung:
Platzierung | Team | Punkte |
1. | Abu Dhabi Ocean Racing | 19 |
2. | Team Brunel | 27 |
3. | Dongfeng Race Team | 29 |
4. | MAPFRE | 31 |
5. | Team Alvimedica | 33 |
6. | Team SCA | 44 |
7. | Team Vestas Wind | 54 |
Die Punktevergabe
Für die Platzierung der Teams sind die Hochsee-Etappen
entscheidend. Erstmals wird beim Volvo Ocean Race das Low-Point-System
angewendet, das heißt, dass der Sieger einen Punkt erhält, der
Zweitplatzierte zwei Punkte usw. Dies gilt ebenso für die
In-Port-Rennen, allerdings werden die Ergebnisse gesondert gewertet und
nur bei Punktgleichstand für die Platzierung herangezogen. Somit wird
das Team am Ende Sieger, welches die wenigsten Punkte erzielt hat.
Das Volvo Ocean Race 2014/2015
Nach der ersten Hochsee-Etappe von Alicante ins
südafrikanische Kapstadt führte die Jubiläumsausgabe des Volvo Ocean
Race nach Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten und ins
chinesische Sanya. Zum Jahreswechsel wurde Auckland in Neuseeland
angesteuert, bevor die Route der sieben Teams über Itajaí in Brasilien,
Newport in den USA, Lissabon in Portugal und Lorient in Frankreich
führte. Göteborg – der Heimat des schwedischen Automobilherstellers
Volvo – ist dann der finale Hafen. Unter den sieben startenden Teams
befindet sich mit SCA erstmals eine reine Frauencrew.
Weitere Informationen zur Punktevergabe und zum Volvo Ocean Race selbst finden sich online unter: www.volvooceanrace.com.
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